Montag, 6. Juni 2011

Geld: Schuldentilgungsmittel, nicht Tauschmittel




Zum Beitrag von Bernd Senf
Bankgeheimnis Geldschöpfung (2009)
http://www.monetative.de/wp-content/uploads/bernd-senf-bankgeheimnis-geldschopfung-apr-09.pdf




1.
Es mag befremdlich und kontraproduktiv erscheinen, wenn ich als Unterstützer der Intiative „Monetative“ die Frage stellen, ob denn die Protagonisten dieser Initiative das Wesen unserer Kredit/Geldwirtschaft wirklich ganz erkannt haben. Ich meine Nein. Und halte deshalb dafür, dass dies notwendig ist, um das Projekt der Einführung von Vollgeld möglichst widerspruchfrei darstellen und vermitteln zu können. Wobei der Kern der Sache die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken ist.


Um diese Sache kreist auch Bernd Senf in seinem Beitrag „Bankgeheimnis Geldschöpfung“. Wobei er mit der Problematik von Zins und Zinseszins beginnt:
„Die Problematik des Zinssystems soll hier nur ganz kurz angedeutet werden. Der scheinbar selbstverständliche Zins und Zinseszins lässt die Geldvermögen exponentiell … anwachsen. … Denn das Anwachsen der Geldvermögen hat zur Grundlage (und treibt hervor) ein entsprechendes Wachstum der Schulden irgendwo anders im Gesamtsystem: bei privaten Unternehmen, privaten Haushalten und beim Staat innerhalb eines Landes oder im Ausland.
….. Die Schulden sind das Spiegelbild der Geldvermögen, …. Exponentiell wachsende Zinslasten, die aus dem jährlichen Sozialprodukt aufgebracht werden müssen, können von den Schuldnern im Durchschnitt immer weniger erwirtschaftet werden, weil in ein Welt begrenzter Ressourcen und Absatzmärkte ein exponentielles Wachstum der Realwirtschaft auf Dauer nicht möglich ist. ….
Weil die Geldvermögen trotzdem weiter wachsen wollen, suchen sie - vermittelt durch Banken, Investmentfonds oder Hedgefonds - ihr Glück an den spekulativen Finanzmärkten ….
Dies alles wurde seit Anfang der 80er Jahre möglich, seitdem der Neoliberalismus und die Fanatiker der Globalisierung begannen, alle traditionellen nationalen Beschränkungen spekulativen Kapitalverkehrs nieder zu reißen und dies als Weg zum weltweit wachsenden Wohlstand propagierten.“ (S. 1ff)

 
Und nun die Frage von Senf.:
“Wo kamen die Unsummen von Geldern her, mit denen die Spekulationsblasen aufgepumpt wurden, wer hat sie wie geschöpft und in Umlauf gebracht? Und wo sind die Quellen für die ganzen Rettungsschirme und Konjunkturpakete in Billionen-Höhe? ….“

Und dessen Antwort:
„ Der Art und Weise der Geldschöpfung kommt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Bedeutung als Krisenursache bzw. als verstärkender Faktor zu. Um so erstaunlicher ist es, dass  die Geldschöpfung durch Jahrhunderte hindurch und bis heute eines der bestgehüteten Bankgeheimnisse war und ist - und eines der folgenschwersten. Im Folgenden soll grob skizziert werden, wie und woraus sich die Geldschöpfung entwickelt hat und auf welche Weisen sie immer wieder verschleiert wurde.“ (S.2)

Aus diesem Erklärungsversuchen wird man nun aber nicht recht schlau. Was ist hier das Alpha? Und was das Omega? Warum verschuldet sich überhaupt wer woanders? Treibt das Wachstum der Geldvermögen das Wachstum der Schulden an? Oder setzt das Wachstum des Geldvermögens das der Schulden voraus? Und wie können die Zinslasten in Form von Geld aus dem Sozialprodukt in Form von Gütern aufgebracht werden? Wo doch Geld nicht produziert wird und werden kann. Und wenn auch die Geldvermögen wachsen wollen: Sie sollen das wollen! Doch es geht nicht um das Wollen, sondern das Müssen. Das alles bleibt verborgen.

Des Rätsels Lösung für Senf: Die Geldschöpfung der Banken!

Aber auch diese Einsicht hat, hat, wie es scheint, nur mit der Geldsphäre etwas zu tun, aber nichts mit der Realsphäre, der Erzeugung und den Vertrieb von Waren. Hier könnte Senf, der der Freiwirtschaft anhängt, von Silvio Gesell durchaus in der Fragestellung etwas lernen. Denn dieser hat erkannt: ”Die Ware wird mit Geld gekauft und, mit Urzins belastet, an den Konsumenten gegen Geld wieder verkauft.”  Gesell spricht also in der NWO davon, dass 1. die Verkaufspreise über den Einkaufspreisen liegen, d.h., -höher sein müssen als die Einkaufspreise, um den Zinstribut überhaupt zahlen zu können. Und 2. - wenn auch nicht explizit und voll bewusst - von der Zeit, die zwischen Kauf und Verkauf liegt. Mit dem Faktor „Zeit“ wird aber erst aus „Schulden“ mehr als ein Wort. Es wird daraus ein in die Analyse unbedingt einzubringender Faktor. Schulden sind ja nur in der Zeit möglich und notwendig.

Wie dieses Mehr zwischen Verkauf und Kauf ihm nun möglich erscheint, auf diese Frage hat aber auch Gesell nur eine Antwort gegeben, die ihn offensichtlich selbst nicht recht befriedigt. So schreibt er ursprünglich in „Die neue Lehre vom Geld und Zins“ im Haupttext (S. 214), um es später dann in der 4. Auflage der NWO (S. 338) in eine Fußnote zu verbannen: „Dieses Mehr, aus dem Urzins bestehend, verschafft sich der Produzent dadurch, dass er mehr Waren produziert und verkauft, als er kauft. Das Mehr, das so die Produzenten erzeugen, wird von den Geldbesitzern für persönlichen Bedarf gekauft, und zwar gerade mit dem Geld, das sie als Zins erheben.“

Eine so erhöhte Nachfrage ermöglicht zwar erhöhte Preise, gibt jedoch keine Antwort auf die Frage, wie die Geldvermehrung stattfindet. Es wird nur gezeigt, dass die Geldbesitzer in einer stationären Wirtschaft mit zusätzlichem, aber offensichtlich schon vorhandenem Geld auf das erzeugte Produkt zugreifen und damit durch eine höhere Nachfrage in Geld die Preise hochtreiben. So können die Arbeitenden mit ihren Geld-Einkommen nicht mehr ihr volles Produkt erwerben, da die Summe der Preise nun höher ist als die Summe ihrer Einkommen. Es wird ihnen damit also das ‘Recht auf den vollen Arbeitsertrag’ entzogen. Jedoch nicht erklärt werden kann damit das Wachstum der Geldvermögen, die Akkumulation von Geld – und das Wachstum der Wirtschaft. Was in Form der Zinsen wieder an die Geldbesitzer zurückfließt, sind ihre eigenen Ausgaben.


2.
Die Frage, wo das zusätzliche Geld, das für de Zinsen zu zahlen ist, herkommt ist daher von den Freiwirten bislang nicht schlüssig beantwortet. Bernd Senf bemüht sich allerdings in seinen „AufklArungsschriften“ darum: Er hat sie in der Geldschöpfung der Geschäftsbanken gefunden. So schreibt er in seinem Beitrag „Geheimnis Geldschöpfung“ zuerst einmal:
„Das Bankgeheimnis Geldschöpfung verdeckt die Fragwürdigkeit, dass die Banken für aus dem Nichts geschöpftes Geld von den Kreditnehmern Zinsen und Tilgung fordern - und bei Nichterfüllung auf das beliehene Eigentum der Schuldner - wie zum Beispiel Immobilien - zurück greifen und es zwangsversteigern lassen. Auf diese Weise verlieren überschuldete Schuldner zuweilen das Dach über dem Kopf und den Boden unter den Füßen. Diese Konsequenz kann auch ganze überschuldete Länder (zum Beispiel der Dritten Welt) treffen, so dass die Gläubiger die Kontrolle über Menschen und Ressourcen bekommen. Die zugrunde liegende Abfolge "Kreditbedarf - Verschuldung und Enteignung" zieht sich wie ein roter Faden, wie ein Thema mit Variationen durch einige Tausend Jahre Geldgeschichte, aber sie wird besonders grotesk, wenn die Mittel zur Kreditvergabe - wenn auch in gewissen Grenzen - aus dem Nichts geschöpft werden. Man kann diesen Zusammenhang auf einen kurzen Nenner bringen: Mit selbst geschöpftem Geld - kaufen sie die Welt.
Und sie tragen auf diese Weise mit dazu bei, dass die exponentiell wachsenden Forderungen der Geldvermögen ermöglicht werden durch entsprechend wachsende Verschuldung, für die immer wieder Kredite bereit gestellt und Schuldner immer tiefer in die Schuldenfalle gelockt oder getrieben werden, so dass eine wachsende Zahl von ihnen zusammen brechen muss.“ (S. 13)

Die Banken schöpfen Geld aus dem Nichts. Dieser Feststellung kann zugestimmt werden. Aber warum schöpfen sie Geld? Weil es Wirtschaftssubjekte gibt, die Kredite brauchen! Wozu aber brauchen sie diese? Nur um Zinsen zahlen zu können, und das Geldvermögen so zu vermehren? Und da die Kredite auch wieder verzinslich sind, sind auch darauf Zinsen zu zahlen, die wieder mit Krediten finanziert werden? Und so weiter….
Wie sich dabei die Abfolge "Kreditbedarf - Verschuldung und Enteignung" wie ein roter Faden durch einige Tausend Jahre Geldgeschichte“ erstrecken kann, diese Frage bleibt außen vor. Die Kontrolle über die Kreditnehmer müsste ja schon längst vollständig sein, diese längst schon ihre Stellung als Rechtspersonen, eines Kreditnehmer, verloren haben. Also ist zu fragen: Wer – welche Rechtsperson – nimmt die Kredite auf, nur um die Zinsen begleichen zu können?
Sehr erhellend sind diese Darlegungen also nicht.

3.
Woher das Geld für die Zinsen – und auch für den Gewinn – kommt, ist immer noch nicht beantwortet. Und sie kann auch solange nicht schlüssig beantwortet werden, wie unsere Wirtschaft als Tauschwirtschaft betrachtet wird, und das Geld als Tauschmittel, nicht aber die Rolle des Kredits konsistent beschrieben wird. Kredit ist nämlich in einer Tauschwirtschaft grundsätzlich nicht erforderlich. Der Kredit steht ja offensichtlich mit der Vermehrung von Geld und Geldvermögen im Zusammenhang, bringt also etwas Zusätzliches, was ja ein Darlehen nicht tut: Hier gibt nur ein Anderer das aus, was der Eine nicht ausgibt. Die gesamte Geldmenge bleibt gleich groß.

Die ganz entscheidende Frage ist eine ganz einfache – und deshalb auch kaum gestellt wird. Nämlich: Was kann in dieser vermeintlichen Tauschwirtschaft denn überhaupt getauscht werden? Muss da nicht etwas da sein, das vorher schon produziert wird? Und nun fertig zum Tausch bereitliegt? Es geht um die Zeit. Um die Zeit vor dem Tausch, in der bereits Geld für Investitionen erforderlich ist, das, wenn es nicht oder nicht ausreichend beim Investor vorhanden ist, aus Krediten kommen muss. So recht gesehen, spricht Senf jedoch nur von Konsumkrediten, nicht aber von Investitionskrediten. Die Frage der Investitionen findet sich in seinem Beitrag überhaupt nur drei Mal in nicht-eigenen Gedanken, davon zwei Mal in der Wiedergabe von Darlegungen von H.Ch. Binswanger und einmal im Bezug auf Adam Smith, wonach „Investitionen […] demnach nur möglich schienen auf der Grundlage voran gegangenen volkswirtschaftlichen Sparens und des Anhäufens von Geldvermögen.“ (S. 6)

Senf stimmt dem nicht zu, erklärt aber auch nicht, dass es keine Akkumulation von Geld geben kann, solange immer nur das bereits vorhandene rezikliert wird. So greift Senf auf Binswanger zurück, der schreibt: „Volkswirtschaftliches Sparen [..] ist nicht mehr allein die Voraussetzung für Investitionen und Wirtschaftswachstum, sondern das aus dem Nichts geschöpfte und als Kredit in Umlauf gebrachte ("emittierte") Geld schaffte in den Händen der Kreditnehmer zusätzliche Nachfrage und mobilisierte auf diese Weise ein Produktionspotenzial, das ohne die Geldschöpfung brach gelegen hätte. Erst wenn die Geldschöpfung das Maß des Produktionspotenzials übersteigt, entsteht die Gefahr einer Inflation.“ (S. 5),

Wenn dazu Senf weiter meint,
“Insofern könnte man dem Bankensystem das Verdienst zusprechen, dass es mit der Geldschöpfung zur Entfesselung der Produktivkräfte wesentlich beigetragen und sie in diesem Ausmaß erst ermöglicht hat. So wurde es auch oft würdigend dargestellt: Das Bankensystem habe die zum Wachstum erforderliche "Liquidität" bereit gestellt. Aber wie und mit welchen Konsequenzen, was den Einfluss und die Macht der Banken anlangt, wurde kaum jemals hinterfragt. Und schon gar nicht, ob es dazu vielleicht Alternativen geben könnte, die weniger problembehaftet sind. Hans Christoph Binswanger ist einer der wenigen Ökonomen, die den Zusammenhang zwischen Geldschöpfung und Wirtschaftswachstum kritisch aufgezeigt haben.“, (S. 5)
Senf aber  erkennt hier nicht den Wesenskern der Aussage von Binswanger. Nämlich den, dass unserer Wirtschaft keine Tauschwirtschaft ist, sondern eine Investitionswirtschaft, in die zuerst Geld hineingesteckt werden muss, also die Produktion vorfinanziert werden muss, damit Produkte überhaupt erzeugt werden können. Erst jetzt, wo die zur Produktion notwendige Zeit ins Spiel kommt, wird Verschuldung und Kredit konsistent erklärbar. Der Kredit ermöglicht in einer Gesellschaft von Eigentümern den Zugriff auf fremdes Eigentum, ohne gleich eine Gegengabe hierfür zu haben, sondern um etwas schuldig zu bleiben. Schulden zu machen.
Dass „das Bankgeheimnis Geldschöpfung die Fragwürdigkeit verdeckt, dass die Banken für aus dem Nichts geschöpftes Geld von den Kreditnehmern Zinsen und Tilgung fordern - und bei Nichterfüllung auf das beliehene Eigentum der Schuldner - wie zum Beispiel Immobilien - zurück greifen und es zwangsversteigern lassen“ (S. 13), diese Fragwürdigkeit mag für die Zinsen gelten, aber sicher nicht für die Tilgung des Kredites.
Übrigends: Die Schöpfung von Kredit und Geld aus dem Nichts ist so rätselhaft nicht. Sie ist es nur dann, wenn man von einem Tauschmittel Geld als Dinggeld, als etwas Materielles ausgeht, das so einfach vorhanden ist. Und als Kredit verliehen werden kann. Aber Kredit ist zuerst einmal etwas Nichtmaterielles, ist eben Vertrauen, das man hat – oder nicht. Und so wie man Verdacht schöpfen kann, kann man auch Vertrauen schöpfen.
Mit Vertrauen kann man aber auch leichtfertig umgehen: Hier ist die Ursache der Bankenkrise zu suchen.


4.
Die Produktion in einer hochkomplexen hierarchisch strukturierten arbeitsteiligen Industriewirtschaft in einer Gesellschaft mit privatem Eigentum ist ohne Zugriff auf fremdes Eigentum kaum möglich, womit etwas schuldig bleiben, Verschuldung, mit in die systemische Betrachtung einzubeziehen ist. Schulden hängen also zuerst einmal nicht am Geld, sondern am Kredit des Schuldners, an dem Vertrauen, das er genießt. Schulden und Kredit sind schon im vormonetären Bereich da, werden aber mit Bankenkredit und Geld erst logistisch breit einsetz- und handhabbar. So werden auch mit Vollgeld Schulden nicht verschwinden, sind sie doch ein konstituierendes Element unserer Investitionswirtschaft. Über einen Bank-Kredit werden diese Schulden auf der anderen Seite der Bilanz zu Geld. Und dort zu Geldvermögen, wo diese Schulden erst langfristig getilgt werden (können). Hohe Geldvermögen sind also Folgen langfristig abschreibbarer Finanzierung von Investitionen, wobei aber die Qualität zu hinterfragen ist. Eine mangelnde Qualität von so mancher Investition ist nicht zuletzt die Ursache der gegenwärtigen Bankenkrise.


Hier ist nun auch noch ein Wort zum Begriff „Geldumlauf“ zu sagen: Wenn mit dem Kredit die Erzeugung eines Gutes vorfinanziert wird, also hierfür Schulden gemacht werden, dann werden mit den Geldeinnahmen beim Verkauf des Gutes diese Schulden wieder getilgt. Da aber mit den Geld aus den Krediten die fertigen schon früher hergestellten Produkte anderer Produzenten gekauft werden, werden deren Schulden getilgt, und nicht die des Kreditnehmers. Dieser muss darauf warten, dass sich auch für sein Produkt ein Käufer findet, der für den Kauf einen neuen Kredit aufnimmt.


Hier liegt nun ein bedeutender Unterschied zu dem, was Bernd Senf in „Der Nebel um das Geld“ schreibt. Dort heißt es:
„Gehen wir also für die weiteren Überlegungen davon aus, dass die Zentralbank Geld nur an diejenigen Unternehmen ausgibt, die Gewinne erwarten lassen, weil den Gewinn als geeigneten Maßstab der wirtschaftlichen Leistungen eines Unternehmens betrachtet. Wie kann gewährleistet werden, dass die von den Unternehmen gegenüber der Zentralbank vorgetragenen Gewinnerwartungen nicht irgendwelchen Phantasien entspringen oder bewusst vorgetäuscht werden, nur um an das Geld he zukommen? Um dieser Gefahr vorzubeugen, werden die Unternehmen gleichzeitig der Geldausgabe verpflichtet, nach einem bestimmten Zeitraum das Geld an die Zentralbank wieder zurückzuzahlen. Mit anderen Worten: Das Geld wird ihnen nur für eine gewisse Zeit geliehen - als Kredit. Und für den Fall, dass die Unternehmen den Kredit nicht zurückzahlen, drohen ihnen Sanktionen, bis hin zum Konkurs. Zur Rückzahlung sind die Unternehmen normalerweise aber nur dann in der Lage, wenn sie durch den erfolgreichen Absatz der Produkte am Markt für entsprechende Rückflüsse von Geld sorgen. Die Verpflichtung zur Kreditrückzahlung zwingt also die Unternehmen zur Marktorientierung. Durch die Rückzahlung der Kredite fließt das Geld, das von Zentralbank in Umlauf gebracht wurde, wieder an die Zentralbank zurück, nachdem es die Produktion in den Unternehmen vorfinanziert hat, zu Einkommen bei den Haushalten geworden ist, als Nachfrage nach Konsumgütern von den Haushalten wieder verausgabt wurde, und als Erlös wieder bei den Unternehmen landet.
Abb. 70 stellt diesen Zusammenhang für die gesamte Volkswirtschaft (in unserem Beispiel Unternehmen A + B) dar, diesmal unter Berücksichtigung des Zeitraums, der zwischen Geldausgabe und Geldrückfluss liegt, t1 bezeichnet die erste Phase des "Zuflusses", t2 Phase des Rückflusses.


Diese Ausführungen erwecken nun den Anschein, dass es sich um das gleiche Geld handelt, das ursprünglich mit dem Kredit aufgenommen wurde, mit dem wie mit einem Werkzeug herum gewerkt wird und dabei das Geld in der Zeit vorwärts fließt bis zur Tilgung des Kredits mit dem nämlichen Geld. Das aber ist so gar nicht möglich. Senf hält ja auch fest, dass , nachdem es (das Geld) die Produktion in den Unternehmen vorfinanziert hat, zu Einkommen bei den Haushalten geworden ist, als Nachfrage nach Konsumgütern von den Haushalten wieder verausgabt wird. Es werden also damit Produkte gekauft, die schon früher erzeugt wurden, und nun fertig am Markt sind.


Um nochmals zu sagen: Geld fließt in die Vergangenheit zurück, um die dort aufgenommenen Schulden zu tilgen. Geld ist daher immer ein Schuldentilgungsmittel.


All das gilt auch für Vollgeld. Auch mit Vollgeld müssen für die Produktion aufgenommene Kredite, also Schulden, getilgt werden. Auch Vollgeld läuft damit vom neuen Kreditnehmer zum alten Kreditnehmer zurück, läuft wie jedes andere Geld zurück. Es läuft damit nicht um und ermöglicht so eine neue Investition in eine Produktion. Diese erfordert eine neue Kredit-aufnahme.


Auch Vollgeld ist nicht schuldenfreies Geld.

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