Donnerstag, 27. Januar 2011

Vom Reichtum und von der Lohnarbeit

Lohnarbeit als kapitalistische Kategorie



Der Reichtum  weniger ruht auf der Armut vieler“. Auf Basis dieser Meinung wird Politik gemacht. Diese Ansicht ist insoweit ideologisch begründet, als in den Industrieländern der Reichtum weniger die Voraussetzung für den Wohlstand vieler – wenn nicht schon aller – ist. Der Reichtum Ludwig XiV oder Peter des Großen manifestiert sich in Prunkpalästen, die von der Bevölkerung in Schinderarbeit zu einem Schinderlohn errichtet wurden. Eine Verbesserung deren Lebenslage konnte aber mit diesem Prunk nicht erreicht werden. Im Gegenteil: Von der Erzeugung der unabdingbaren „Lebens“mittel wurden noch Arbeitskräfte abgezogen.
Der Reichtum der Oberschicht in den Industrieländern gründet dagegen mehrheitlich  in Werksanlagen, Geräten, Einrichtungen, die vielen Beschäftigung geben, mit der nun die Existenzmittel mit einer  unvergleichlich höheren Effizienz und weniger Anstrengungen der Arbeitenden produziert werden.  Im Gegensatz zu vielen Entwicklungsländern, in denen der Reichtum der Potentaten und einer Oberschicht gerade nicht in  Produktionsanlagen im eigenen Land erscheint.

Dieser Reichtum ist dabei - entgegen der weitverbreiteten Ideologie - notwendige Voraussetzung dafür, dass heute mit so hoher Effizienz produziert werden kann.  Denn nur ihr Reichtum erlaubt den Reichen, grundsätzlich jene Mittel zu investieren, die für die Finanzierung risikobehafteter Investitionen in den technischen Fortschritt erforderlich sind. Es ist ihr Reichtum, der ihnen erlaubt, einen Teil davon auf das Spiel zu setzen, zu riskieren. Ein Spiel, das sie allerdings nur in der Hoffnung auf einen Gewinn, aus Geld mehr Geld zu machen, spielen. Und nur dieses Streben nach noch mehr veranlasst die Reichen, die Spieleinsätze durch Einsatz von Schuldscheinen immer weiter zu erhöhen. Sie spielen dabei nicht gegen die Nicht-Reichen, sondern gegen andere Reiche. Die Spielgewinner präsentieren dann diese Schuldscheine den Ausstellern, die Gläubiger den Schuldnern.  Denn insgesamt kann die Mehrheit der Reichen nur dann Gewinne machen, wenn in diesem Spiel von allen Reichen immer höher  gesetzt wird.
 
Die Einkommen der Nicht-Reichen, die von ihrer Arbeit leben, sind allerdings in ihrer Höhe davon abhängig, in welchem Ausmaß die  von ihnen ins Spiel geworfenen Einsätze in Realinvestitionen münden. Die Arbeitenden teilen diese Spieleinsätze in Realinvestitionen als ihr Einkommen jedoch nicht mit den Kapitaleinkommen - so wie immer vermittelt wird. Die Kapitaleinkommen – die Gewinne und Zinsen – sind vielmehr der makro-ökonomische Überschuss  der neuen Einsätze über den vorangegangenen Spieleinsätzen, und zwar unabhängig davon, ob dieser in Real- oder Finanzinvestitionen fließt. Das Spiel ist somit kein Nullsummenspiel, sondern eines um eine Positivsumme. Wobei diese  Kapitaleinkommen eben deshalb wesentlich stärker wachsen als die Arbeitseinkommen, weil eben nicht nur die Realinvestitionen dieses bestimmen.

Es muss festgehalten werden: Die Lohnarbeit ist eine kapitalistische Kategorie.  Der Reichtum einer Oberschicht  ist notwendig, um die Lohnarbeit vorzufinanzieren. Dort, wo es keine Vorfinanzierung des Lohnes gibt, gibt es keine Lohnarbeit. Über diese Vorfinanzierung kann der Lohnarbeiter schon heute konsumieren,  auch wenn sein – meist konsumfernes - Produkt erst morgen oder übermorgen fertig wird - und vor allem dann erst verkauft werden muss. Das damit einhergehende Risiko, keinen Käufer zu finden, bleibt am Vorfinanzierer, am Kapitalgeber,  hängen. Das wird allen jenen Arbeitenden deutlich bewusst, die ihr Einkommen nicht aus einem Lohnarbeitsverhältnis beziehen, sondern aus einer Scheinselbständigkeit. Sie  müssen dann auch ihre eigene Lebenshaltung so lange vorfinanzieren, bis sie ihr Produkt gegen Geld verkauft haben.  Müssen hier also  etwas tun, was bei der Lohnarbeit dem Arbeitgeber zufällt. 

Der Geldlohn  wird durch diese Risikoübernahme eine das System formende Kategorie. Denn durch eben diese Risikoübernahme hält der Vorfinanzierer  ein  Disziplinierungsmittel gegenüber den Lohnempfängern in der Hand. Damit aber kann er eine zielgerichtete Zusammenarbeit der Lohnempfänger herbeiführen, die sie von sich aus nicht schaffen würden. Zu unterschiedlich sind ja die Einzelmeinungen der Individuen, was mit einem Zusammenschluss in  Angriff genommen werden soll.  Mit der Lohnarbeit bestimmt das nun ein Einzelner, oder bestimmen das einige wenige.

Ohne Lohnarbeit kann dieser Zusammenschluss zu einer gezielten Vorgehensweise – wie die Geschichte zeigt – nur durch Zwang erfolgen. Die Kooperation in Form einer Ausrichtung auf  gemeinsame Ziele schafft  wiederum erst die Voraussetzungen, aus denen unser hochtechnische Zivilisationsbasis  hervorgehen konnte  - und weiter hervorgehen wird.  Um diese Kooperation herbeizuführen, bedarf es aber auch hier der Macht dazu.  Diese Macht vermittelt – so die allgemeine Wahrnehmung - zwangsfrei der Geldlohn.  
Es sind also nicht nur die Kapitalisten, die aus dem Kapitalismus einen Profit beziehen, sondern auch die Arbeiterschaft. Sie ist sich dessen - wahrscheinlich unbewußt - bewußt.  Darum wird auch das, was Christian Felber "Gemeinwohlarbeit" nennt, so wenig angenommen von denen, die von ihrer Arbeit leben. Es ist dies eben nicht Lohnarbeit.

Der einzelwirtschaftliche Gewinn eines Unternehmens ist der Überschuss der Erträge über die Aufwendungen.  Dieser Überschuss bestimmt maßgeblich den Geldwert eines Unternehmens, der aber kein in sich liegender, sondern von Außen - vom Markt - bestimmter  Wert ist.  Er ergibt sich auf den Kapitalmarkt bei Verkauf des Unternehmens, oder von Teilen davon. Und kann nur dann entstehen, wenn es andere Reiche gibt, die dem Verkäufer immer wieder ermöglicht, teurer zu verkaufen als sie gekauft hat. Nur so kann das Betriebsvermögen in Geld verwandelt werden.

Sind  nun aber im Gegensatz dazu  alle zugleich  Eigentümer, dann können allesamt ihr Kapital nicht mehr zu Geld machen, da ja dann den Verkäufern keine Käufer mehr gegenüberstehen.  Allesamt sind dann zwar reich, aber ihr Reichtum besteht in der Fähigkeit, für sich mehr und müheloser zu produzieren.
In diesem Land „Utopia“ kommt es aber dann zu einer Stagnation des technischen Fortschrittes, wenn alle Produktion nur den Konsumgütern gilt. Wenn aber weiter in diesen Fortschritt investiert werden soll, so ist zwischen den Wirtschaftsubjekten dieses Landes das Einverständnis herzustellen, wieviel und wohin investiert werden soll. Es waren das die Vorstellungen des Kommunismus. In der historischen Realität konnte das Einverständnis aber nicht hergestellt werden, mit dem Ergebnis, dass letzten Endes ganz oben ein Funktionärsklüngel diese Entscheidung treffen musste.

Da nun aber alles allein ganz oben bestimmt wurde, wurde das Risiko von Fehlinvestitionen nicht mehr auf viele Investoren verteilt, sondern kam es zu einer Zusammenballung dieses Risikos.
Letzten Endes teilen – und teilten – allesamt –mehr oder minder - das gemeinsame Produktionsergebnis, das zentralistisch festgelegt wurde. Ein Produktionsergebnis, das allen und zugleich niemanden zu Eigen war. Für den/die Einzelne(n) ist jedoch Vermögen mit der Selbstbestimmung über dieses verbunden. 

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